Donnerstag, 9. Oktober 2014

Mein Weg ins neue Leben

Mein Weg ins neue Leben



Ich  heisse Manuela Schneider und bin eine 44-jährige Frau die in Schleswig-Holstein/Heiligenhafen wohnt und ihren Weg ins neue Leben geht , ich bin Transsexuell (Mann zu Frau) und freue mich diesen Weg endlich zu gehen auch wenn ich weiss das dieser Weg sehr steil ist .

Transsexuell..... Transsexuell heisst das man im völlig falschen Körper zur Welt gekommen ist und seine eigentliche zugeordnete Geschlechterrolle nicht anerkennt , da das Innere was völlig anderes sagt . Ich bin ein Mensch wie jeder andere , auch in meinen Adern fliesst rotes Blut und ich will genauso akzeptiert und respektiert werden wie andere Menschen , vorallem habe auch ich Würde und Achtung verdient .
Mein Weg ins neue Leben.... mein Leben.... tja , viel habe ich nicht von meinem Leben gehabt wenn ich zurück denke und wenn ich zurück denke..... da gibt es keine schönen Stationen an denen ich mich erinnern kann . Schon mit 6 Jahren spielte ich lieber mit Puppen bzw. Spielsachen für Mädchen als mit Spielsachen für Jungs und.... das hatte zur Folge das mein Vater das nicht gerade toll fand . So liebte ich es wenn Fasching/Karneval war mich als Prinzessin bzw. Fee zu verkleiden anstatt wie Jungen sich eigentlich verkleiden .
Ich spielte auch immer mit Mädchen als mit den Jungs da ich deren Spiele als zu hart fand und mich nicht damit identifizieren konnte , das aber hatte die Folge das mein Vater , der aus mir einen harten Kerl formen wollte , mich demütigte und.. leider gab es auch oft Prügel . Selbst in meiner Schulzeit war ich immer mit den Mädchen auf dem Schulhof zusammen als mit den Jungs und... ich wurde oft gehänselt und leider auch verprügelt . In der Schule gab es oft Probleme/Ärger mit den Lehrern da ich lieber am Textilenwerken und Kochen mitmachte anstatt beim Technischenwerken .

So ab dem 13. Lebensjahr merkte ich immer mehr was mit mir los ist und zog gerne mal von meiner Mutter heimlich Sachen an oder schminkte mich und.... es ging mir dann gut . So kam es oft vor das ich dezent geschminkt zur Schule ging und oft Unisexklamotten trug anstatt Klamotten für Jungs.... es gab oft Demütigungen von den Jungs und auch Prügel . Meine Pubertät war für mich die reinste Hölle..... die Mädchen bekamen schon etwas Brust und ich bekam den Stimmbruch (ich hatte eine sehr zarte Stimme)... Körperbehaarung und... die ersten Erektionen was ich als unangenehm und eklig fand . Alleine die Körperbehaarung war für mich die Hölle , so das ich schon so mit 14 anfing mich zu rasieren am gesamten Körper weil ich es eklig fand und nicht verstehen konnte warum und wieso . Die Prügel die ich oft von meinem Vater bekam steigerte sich ab dem Lebensjahr extrem besnders als ich für mich das Ballett entdeckte.... an dem Tag gab es mit der Faust ins Gesicht . Da ich mich als Mädchen empfand wollte ich nach der Schule Friseur werden da ich merkte das der Beruf das Richtige für mich ist . So fing ich in der 9. Klasse an mich zu bewerben bei Friseure in meiner Umgebung und hattte schon so gut wie sicher eine Lehrstelle aber... mein Vater wollte das ich in seinem Betrieb (Fischereibetrieb) lerne.... so gab es auch hier Ärger und Prügel von seiten meines Vater der mich derart verprügelte d.h. mit nem Gürtel und leider auch mit der Faust in Gesicht , so das ich gezwungen wurde einen Beruf zu erlernen mit dem ich mich garnicht identifizieren konnte . Meine Lehrzeit war die Hölle auf Erden...... und ich habe Zeiten auf See gehabt wo viele viele Tränen geflossen waren da ich diesen Beruf gehasst hatte . Ich war froh als meine Lehre zu Ende war und ich nutzte den Moment um von zuhause wegzuziehen und den Betrieb meines Vaters zu verlassen, dieses hatte zur Folge das mein Vater mit mir da schon gebrochen hatte , da ich in seinen Augen eh nie ein richtiger Mann war .
Als ich ausgezogen war , hatte ich grosses Glück und fand eine Stelle als Verkäufer in einer Modeboutiqe und mochte sehr gerne in der Damenabteilung arbeiten und , ich blühte wieder auf und hatte Freude am Leben .
Mit 18 dann merkte ich auch das ich mich eher zu Männern hingezogen fühlte und fand das auch normal da ich ja eine Frau war und hatte mit 18. mein 1.mal mit einem Mann der mich sehr zärtlich am Strand von Heiligenhafen verführte und.... das wars mit dem Thema Jungfrau... . Ich weiß noch das ich an dem Abend (es waren die Hafenfesttage) sehr feminin unterwegs war und diesem Mann gefiel und... er in mir eine junge Frau sah besonders wegen meines Styling (Leggings , Pumps , Bluse und dezent geschminkt) . Dieses zeigte mir das ich KEIN Mann bin sondern eine Frau und wollte das ausleben aber... in mir kamen Angst- u. Schamgefühle hoch , besonders wegen den Drangsalierungen und Repressalien .
Da ich aber als Frau leben wollte musste ich nach einer "Lösung" für mich suchen , eine Lösung welche ich bis heute zutiefst bereue . Diese Lösung hieß : Doppelleben... d.h. zur Arbeit als Mann hin und nach der Arbeit als Frau leben , leben... kann ich nicht sagen da ich eher vegetiert habe . Dieses miese Doppelleben habe ich bis 2013 geführt !.
Doppelleben heisst schlichtweg... in meiner Wohnung lebte ich als Frau und hatte dann schöne Stunden aber... ich wollte auch raus....raus in die Öffentlichkeit wie andere Menschen auch  aber... es ging nicht aufgrund der Angst und Scham . So setzte ich mich dann in mein Auto und fuhr nach Lübeck , Kiel oder Hamburg , kurz vor diesen Städten dann zog ich mich um und stylte mich zur Frau . Ich ging dann zwar mit Angst im Nacken doch noch erwischt zu werden , ganz normal als Frau einkaufen in Boutiqen , Kosmetikgeschäfte , Cafés usw. , und genoß es endlich als Frau in der Öffentlichkeit zu "leben" . Aber.... wenn der Weg nach hause bevorstand hieß es... abschminken , umziehen und als Mann zurück.
Sex-/Liebesleben.... da ich ja nur heimlich unterwegs war konnte ich auch somit nur mein Sex-/Liebesleben heimlich leben d.h. , ich habe NIE Liebe , Wärme und Geborgenheit erfahren dürfen/können sondern nur schnellen und anonymen Sex..... . Ich fand oft Männer die in mir eine Frau sahen und mich wie eine Frau auch behandelten aber.... nie Zärtlichkeit gar Einfühlsamkeit... nie in der Öffentlichkeit sich küssen geschweige Hand in Hand zu gehen , so wie andere Menschen es auch tun . Feste Partnerschaft.... 2008 hatte ich solche Partnerschaft aber... die hielt leider nur ein 3/4 Jahr an da ich plötzlich für den Partner zu alt war und er wollte das ich weiter heimlich als Frau lebe .

So mit 30 wollte ich endlich offener leben als Frau und fand die Gothicszene für mich , da es dort egal ist wie du lebst und gestylt bist usw. , jedoch war auch diese Lösung nicht das nonplusultra da ich nicht richtig mein Frausein ausleben konnte und schon deswegen , weil mein Penis mich mehr als störte und.. mit meinem Penis habe ich mich nie (bis heute) identifizieren können und ich wollte auch äusserlich endlich eine Frau werden d.h. Brust usw. . 2013 d.h. zur Weihnachtszeit war dann der Zeitpunkt gekommen wo ich nicht mehr konnte d.h. so leben . Ich beschloß dann mich gleich im neuen Jahr d.h. 2014 zu outen , egal wie derbe die Konsequenzen sind . Mein Comingout fiel relativ derbe aus.... da sich von mir "Freunde" abwandten , Menschen von denen ich solch Schritt nie erwartet hatte aber.... es ist mir egal weil ich leben will . Mein Vater hatte dann völlig mit mir gebrochen und bis heute haben wir keinen Kontakt , da er mich als krank und abartig ansieht und mich nicht akzeptiert gar respektiert .
Ich muß zu sagen das mein Comingout eigentlich 2009 stattfinden sollte , ich war im Dezember d.h. Anfang des Monats schon als Frau unterwegs und wurde , was mich bis heute wundert, nicht erkannt , bis zum 09.12.2009.... ich war in einer Szenekneipe in Heiligenhafen und wollte nach hause . Auf dem Weg zum Auto dann wurde ich von 2 Männern derart zusammengeschlagen , das ich nachts in die Uniklinik Lübeck kam d.h. auf die Intensivstation mit :
- Polytrauma
- beidseitige Rippenserienfraktur
- beide Knie geprellt und verletzt
- zig Prellungen und Hämatome am gesamten Körper
- Gehirnprellung
- ausgeschlagene Zähne
Am 16.01.2010 kam ich erst wieder zu mir..... ich bin dann fast über 1 Jahr in ärztlicher Behandlung gewesen , besonders die Knie mussten "aufgebaut" werden da man mir mehrfach auf die Knie gesprungen war .

Wäre diese Attacke nicht passiert wäre mein Comingout schon viel früher gewesen und ich hätte schon viel länger frei als Frau leben können .
Mein Fazit : ich habe über 2 Jahrzehnte an Lebensqualität völlig verloren , wo andere sich frei entwickeln und entfalten konnten habe ich ein Doppelleben führen müssen . Ich habe NIE richtige Liebe , Wärme , Geborgenheit , Zärtlickeit und Einfühlsamkeit erfahren dürfen ! geschweige das ich leben konnte . Meine Uhr tickt erst seit Januar 2014 !

Meine Ziele : ich nehme nun seit April 2014 die Gegengeschlechtlichen Hormone :
- Gynokadin Gel
- Estrifam
- Androcur
- Progestolgel
und erlebe wie mein Körper sich entwickelt zur Frau d.h. die Haut ist viel weicher und zarter geworden , meine Brust wächst und ich merke auch innere Veränderungen in mir . Im Februar hatte ich auch gleich den DGTI-Ausweis beantragt und erhalten , dieser Zusatzausweis dient dazu um bei Personenkontrollen Ärger zu vermeiden Ich habe auch beim Amtsgricht Lübeck meine Vornamens- u. Personenstandsänderung (VÄ/PÄ) beantragt , dieses war im Februar gemacht worden doch leider durchkreuzten 2 OP`s dieses Verfahren und das Verfahren dauert noch an . Ich hoffe das ich noch dieses Jahr den Beschluss erhalte mich offiziell/bürokratisch Frau Manuela Schneider nenne zu dürfen , dieses wäre mein schönstes Geburts- bzw. Weihnachtsgeschenk und wäre der völlige Einstieg ins neue Leben . Mein grösster Wunsch ist es die Geschlechtsangleichende-OP (GaOP) sowie den Brustaufbau (BA) 2016 zu bekommen , da ich endlich LEBEN will als vollständige Frau und ich habe wohl mehr als genug an Lebensqualität und vorallem Lebensjahre verloren und habe das Recht auch zu leben .

Jeder fragt sich nun ob ich mich niemanden in den 2 Jahrzehnten anvertraut habe... doch das war meine Oma die dafür viel Verständnis hatte und mich mehr als einmal aufforderte sich zu outen , sowie mein behandelner Hausarzt der ebenso wie meine Oma mich aufforderte sich zu outen aber.....ich hatte nie den Mut dazu weil die Angst und die Scham siegten bzw., stetig die Überhand nahmen . Was hat meine Mutter gemacht ?..... meine Mutter stand immer zwischen 2 Stühlen und wollte mir und meinem Vater gerecht werden....... .
Das Comingout und seine Folgen..... ich habe viele neue Freunde gefunden weil sich viele alte "Freunde" von mir abgewandt hatten mit Ekel und Haß ; und habe nun  neue Freunde kennengelernt welche zu überwiegend zu 95% transsexuelle  Menschen aus ganz Deutschland sind .         
                                                                                                                                                              Was mich freut ist das ich eine Freundin habe welche ich als BESTE Freundin betiteln kann , eigentlich ist sie mehr als meine beste Freundin da zwischen uns beiden ein sehr schönes vertrautes Verhältnis besteht und wir uns beiden täglich austauschen bzw. über unsere Sorgen , Nöte und Probleme reden und möchte mich auf diesem Wege bei dir.... liebe Lena bedanken das du an meiner Seite bist . Du gibts mir immer und ständig Kraft und Mut , ich möchte mich auf diesem Wege bedanken bei dir . Besonders das ich an einer Seite sein darf , ich habe NIE in meinem Leben solch besonderen und lieben Menschen kennenlernen dürfen .

Was möchte ich bewirken mit meinem Blog ?... in erster Linie will ich erreichen das sich Transsexuelle outen und sich nicht verstecken , verstecken so wie es 2 Jahrzehnte gemacht habe und... ich kämpfe für Akzeptanz und Respekt uns Transsexuellen gegenüber , leider werden wir oft noch drangsaliert und schikaniert .

LG aus Heiligenhafen

Manuela

1 Kommentar:

  1. Ein Hallo aus Ahrensburg nach Heiligenhafen...

    Habe gerade Deinen Blog entdeckt, gelesen und mich spontan entschieden Dir zu schreiben.

    Ich, Nina, bin selbst transsexuell und lebe hoffentlich noch sehr lang in meiner kleinen Familie: Frau und 2 Kinder, die zwar immer mal wieder nachfragen, warum "Papi" denn manchmal so komisch ist, so komische Sachen trägt, kommen aber noch ganz gut damit klar.

    Mit meiner Frau bin ich seit 1993 zusammen und habe ihr damals gleich mein "Geheimnis" anvertraut, da ich ansonsten kein Verhältnis eingegangen wäre.

    Ich lebe mich und meine Transsexualität mehr oder weniger im Verborgenen, da ich meine Familie nicht riskieren möchte.

    Meine Frau weiß von den Hormonen und sieht auch im Kalender, wann ich wieder bei meinem Endo (Dr. Hector in Hamburg) war / bin.

    Nein, richtig glücklich macht mich das nicht, jedoch habe ich durch mein Outing im kleinen, im engsten Kreise ebenfalls schon Freunde (sogar meine beste Freundin) verloren und möchte die nächste "Welle" noch weit vor mir herschieben.

    Auch Deine furchtbare Erfahrung mit den Schlägern soll mir bitte erspart bleiben - ich hoffe, daß es Dir tatsächlich wieder gut geht!

    Warum schreibe ich Dir?

    Mich haben Deine bisherigen Erzählungen sehr berührt, und da ich die Ostsee liebe, würde ich mich freuen, wenn ich Dich einmal treffen könnte.

    Lübeck ist nur ein Katzensprung von uns entfernt und für Heiligenhafen müßte ich dann 3 x springen.

    Hormone nehme ich schon seit ca. 1983 (damals sebst verordnet) und seit vielen Jahren, mit psychologischem Gutachten untermauert, eben ganz legal.

    Toll wäre es, wenn Du Dich hier noch einmal melden würdest.

    Dann finden wir sicher einen Weg (Telefon etc. / ich ratsche gern) um uns kennen zu lernen.

    Ganz lieben Gruß Nina




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